Engländer wärmstens empfangen

 

Brentwood in Roth 20250801 Empfang im Landratsamt

Seit 1979 besteht die Partnerschaft zwischen dem Landkreis Roth und dem Borough of Brentwood nahe London. Zum festen Bestandteil dieses Town Twinnings gehören die jährlichen wechselseitigen Besuche. Diesmal waren 33 englische Gäste gekommen. Von ihren deutschen Gastgebern wurden sie am Albrecht-Dürer-Flughafen in Nürnberg abgeholt und herzlich begrüßt. Der Brexit wurde in den folgenden Tagen allenfalls am Rande erwähnt.
Der nächste Tag begann traditionsgemäß mit einem Empfang im Landratsamt Roth. „District Administrator“ Landrat Ben Schwarz entbot „a warm welcome“. Das sei der 24. Besuch in Roth, erklärte er. Freundschaft erleben bedeute auch Kultur entdecken, stellte er fest. Das sei in Zeiten zunehmender nationaler Abgrenzungen besonders wichtig. Er fuhr fort: „Wenn die große Politik auseinander driftet, muss man auf persönlicher Ebene zusammenrücken. Es gilt, die Bedeutung von Frieden der nächsten Generation zu vermitteln. I wish you a wonderful and exciting stay in Landkreis Roth“. Sein Dank galt Ursula Böhm für die Organisation. Sie ist seit April die Vorsitzende dieser Partnerschaft auf deutscher Seite.
Mayor Jay Laplain aus Brentwood erwiderte: „Grüß Gott, liebe Freunde. Es ist mir eine Ehre, hier zu sein.“ Als Geschenk hatte er ein Bild der Kirche in Ingatestone bei Brentwood mitgebracht. Chairman Tony Sleep freute sich: „We are very happy to be again in Roth.“ Er erinnerte an diejenigen, die diesmal nicht oder nicht mehr dabei sein können. Er bedankte sich für die erwiesene Gastfreundschaft.
In einer Präsentation stellte Ursula Böhm den Landkreis in Bild und Wort vor. Darunter war auch ein Foto aus dem Jahr 1979 von der Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrags in Wendelstein.
Weiter ging es mit dem Bus in die ehemalige Universitätsstadt Altdorf. In einer Stadtführung erfuhr man, dass die Stadt 1129 erstmals urkundlich erwähnt worden ist. Die berühmtesten Studenten sind der Feldherr Albrecht von Wallenstein, der Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz und der aus Hilpoltstein stammende Naturwissenschaftler Johann Christoph Sturm gewesen sind.
Tags darauf wurde die Domstadt Bamberg besucht. Hier genoss man nicht nur das Schlenkerla Rauchbier, sondern vor allem die weit über eintausend Baudenkmäler, von denen der Dom mit dem Kaisergrab und dem geheimnisvollen Bamberger Reiter wohl das bekannteste sein dürfte. Der historische Stadtkern ist als UNESCO-Weltkultur- und Naturerbe anerkannt.
Der Sonntag stand zur freien Verfügung. Manche „Hosts“ besuchten mit ihren Gästen das Bardentreffen in Nürnberg, andere jubelten der Pfalzgräfin Dorothea Maria beim Hilpoltsteiner Burgfest zu und wieder andere nutzten den Tag zu einem Besuch des Rother Fabrikmuseums, um sich anschaulich über das Drahtziehen und die leonische Industrie informieren zu lassen, oder aber sie feierten eine fränkische Kärwa in Georgensgmünd. In Heideck hatten sieben englische Gäste Kost und Logis gefunden. Sie lernten beim Feuerwehrfest die deutschen „Firefighters“ kennen und freuten sich über eine Fahrt im „Fire Engine“, dem Feuerwehrauto.
Zum festen Programm bei den Besuchen in Deutschland gehört auch der Empfang in einer Stadt des Landkreises. Diesmal war es Susanne König, die Abenberger Bürgermeisterin, die im Stillasaal der Burg umfangreich über ihre Stadt informierte. Im Klöppelmuseum wurde die Fingerfertigkeit einer Klöpplerin bestaunt. Kerstin Bienert, die Museumsleiterin, wusste Interessantes über die Burg zu berichten.
Ebenfalls zur Tradition ist der Freundschaftsabend am Montag geworden. Er fand im Saal der gemeinnützigen GmbH „Auf Draht“ in Roth statt. Ihre Begrüßungsworte verband die Vorsitzende der Brentwoodfreunde mit einem Dank an ihre Vorgängerin Anne Klier. Eine große Anzahl an Ehrengästen waren gekommen und zusammen mit den Vereinsmitgliedern füllten sie den großen Saal. Otto Schmidpeter (Akkordeon) und Alois Stadler (Tuba) unterhielten die Gäste mit bayerisch-fränkischer Volksmusik und Oldies. Mayor Jay Laplain, der zum ersten Mal dabei war, bedankte sich: „I thank you for providing English weather.“ Schon bei der Ankunft hatte es in Strömen geregnet, das Wetter blieb wechselhaft, aber immer wieder zeigte sich auch die Sonne. Chairman Tony Sleep erinnerte an Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“ und dankte für diese Freundschaft und denjenigen, die daran arbeiten. Er freue sich auf ein Wiedersehen nächstes Jahr in Brentwood. Nach dem gemeinsamen Abendessen zeigte Manfred Klier in einer Audio-Visionsschau einen Rückblick auf die gemeinsamen Unternehmungen in den vergangenen zehn Jahren.
Dann war der letzte Besuchstag angebrochen. In Nürnberg gab es Gelegenheit, das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände zu besichtigen. Viele nutzten die Gelegenheit zu einem Bummel durch die Stadt, oder sie waren mit der Bimmelbahn auf einer informativen Fahrt rund um die Burg unterwegs. Klar, dass auch die berühmten Nürnberger Bratwürste probiert wurden.
Am späten Nachmittag hieß es am Flughafen Abschied nehmen, verbunden mit herzlichen Umarmungen, den besten Wünschen und der Hoffnung auf ein Wiedersehen in Brentwood.

Manfred Klier

Bildgeschenk von Jay Laplain

Das von Mayor Jay Laplain an Landrat Ben Schwarz überreichte Bildgeschenk ist eine Zeichnung der "St Edmund & St Mary Church" in Ingatestone, Essex.

Ein Video auf Youtube zeigt einen Spaziergang zu dieser Kirche und auch Aufnahmen von Innen.
Interessant ab Minute: 30
St Edmund & St Mary Church, Ingatestone, Essex, 2022